Der Verlust von Biodiversität birgt grosse Risiken für den Planeten, die Wirtschaft und Investoren. Obwohl die komplexen Zusammenhänge für Anleger Neuland sind, zeichnen sich erste Lösungsansätze ab.

Biodiversitätsrisiken führen zu finanziellen Risiken

Der weitreichende Verlust von Biodiversität hält an und bleibt eine gesellschaftliche Herausforderung. Ähnlich wie klimabedingte Risiken gehören jene der Biodiversität zu den Treibern von finanziellen Risiken. Nachhaltig ausgerichtete Anleger sind bestrebt, Biodiversitätsrisiken zu mindern und gleichzeitig Anlagechancen zu identifizieren.

Bei der Beurteilung von Biodiversitätsrisiken wird unterschieden, welche Auswirkungen Unternehmen auf die Biodiversität haben, sowie im Umkehrschluss die Abhängigkeit der Firma von Biodiversität selbst. Diese Auswirkungen und Abhängigkeiten können anhand einer Pyramide dargestellt werden (Abb. 1). Wirtschaftssektoren sind Umweltveränderungen ausgesetzt und basieren unter anderem auf Produktionsprozessen, Ökosystemleistungen und Naturkapitalwerten. Diese sind jeweils voneinander anhängig. Gleichzeitig wirken sich Wirtschaftssektoren direkt auf die Treiber von Umweltveränderung aus. Forstwirtschaft, Fischerei, Tabakwaren sowie Lebensmittel und Getränke wirken sich am stärksten auf die Biodiversität aus. Zugleich hängen diese Sektoren am stärksten von der Biodiversität ab (Abb. 2).

Wie kann Biodiversität beurteilt werden?

Bei Betrachtung des MSCI World Index fällt auf, dass bereits 75 % der Unternehmen über Treibhausgasemissionen (Scope 1 und 2), jedoch nur 12 % über Biodiversität Bericht erstatten. Dies ist eine Herausforderung, da die Datenlage gegenwärtig dünn ist und globale Standards fehlen. Doch es gibt bereits vielversprechende Möglichkeiten Biodiversität strukturiert zu untersuchen. Mit dem
ENCORE-Tool der «Natural Capital Finance Alliance» lassen sich die Materialität, Abhängigkeiten und Auswirkungen auf Wirtschaftssektoren beurteilen. Aquakultur, zum Beispiel, ist einerseits abhängig von Ökosystemleistungen, die von Naturkapitalwerten abhängen. Gleichermassen hat Aquakultur aber auch Auswirkungen auf Süsswasser- oder Meeresökosysteme, die sich auf Naturkapitalwerte auswirken. Anhand von ENCORE haben wir ein auf die Nachhaltigkeitsziele der der Vereinten Nationen (Agenda 2030) ausgerichtetes Anlageportfolio überprüft. Das Resultat ergab eine Portfolioexponierung von Unternehmen in Sektoren mit hoher Biodiversitätsabhängigkeit von rund 8 %, und jenen in Wirtschaftsfeldern mit hohen Biodiversitätsauswirkungen von rund 2.5 %.

Was sind mögliche Lösungen?

Um Biodiversitätsrisiken zu mindern und positive Auswirkungen auf Naturkapitalwerte anzustreben, bietet sich für Investoren das Engagement bei investierten Unternehmen an. Ein Erfolgsbeispiel ist das von der FAIRR Initiative geleitete Engagement mit Unternehmen im Bereich Aquakultur, das zu handfesten Ergebnissen geführt hat. Dieser Sektor ist entscheidend, um den Ernährungsbedarf der Zukunft abzudecken. Im Vergleich zu anderen proteinreichen Lebensmitteln weist Fisch den kleinsten Fussabdruck von Treibhausgasemissionen aus. Doch es steht viel auf dem Spiel. Die Futterfisch-
population könnte bereits 2030 kollabieren. Das FAIRR-Engagement förderte Lösungen, mit denen Lachsfarmer alternative Inhaltstoffe für Futtermittel verwenden. Dazu gehören beispielsweise Algen oder Insekten, deren Verwendung das Biodiversitäts- und Klimarisiko mindert.

Die «Principles for Responsible Banking», die von der UNO unterstützt werden, haben in Arbeitsgruppen Richtlinien für Finanzinstitute erarbeitet, um Ziele und Kernindikatoren im Zusammenhang mit Biodiversität festzulegen. WWF Schweiz entwickelt zusammen mit ausgewählten Investoren ein Werkzeug, um unternehmensspezifische Biodiversitätsrisiken zu identifizieren. Initiativen wie die «Task Force for Nature Related Financial Dis-
closures» (TNFD) verhelfen dem Thema Biodiversität zu grösserer öffentlicher Aufmerksamkeit und verbesserter Transparenz.

Trotz Limitierungen bezüglich Daten und Verfügbarkeit von erprobten Lösungen können nachhaltig ausgerichtete Investoren dem Thema Biodiversität bereits heute mit ersten Schritten begegnen und damit beginnen, entsprechende Risiken bei Anlageentscheidungen und der Portfoliokonstruktion zu berücksichtigen.

Facts

Gemäss dem «Stockholm Resilience Centre» wurden bereits sechs der neun planetaren Grenzen überschritten. Biodiversitätsverlust repräsentiert eine dieser überschrittenen Grenzen im Kontext der sechsten Aussterbewelle von Leben auf der Erde. Diese unterscheidet sich von den vorherigen, da sie erstmals auf eine Überbeanspruchung des Planeten durch eine hoch technisierte Spezies zurückzuführen ist.

Unternehmen
Bank J. Safra Sarasin ist ein Pionier bei nachhaltigen Finanzanlagen mit über dreissig Jahren Erfahrung. Die Bank war das erste Schweizer Finanzinstitut, das den «Finance For Biodiviersity Pledge» unterzeichnet hat, um Biodiversität zu schützen. Ihre aktive Teilnahme in Arbeitsgruppen von UN PRB und WWF Schweiz trägt dazu bei, gemeinsam mit anderen Investoren die Herausforderung der Biodiversität anzugehen und gewonnene Erkenntnisse im Anlageprozess zu berücksichtigen.

Dienstleistungen
Bank J. Safra Sarasin und ihre nachhaltige Vermögensverwaltung J. Safra Sarasin Sustainable Asset Management verfügen über eine lange Tradition in der Verwaltung einer breiten Palette von aktiven, nachhaltigen Anlagestrategien und Mandaten. Als Familienunternehmen ist Nachhaltigkeit in unserer DNA verankert. Vor über 30 Jahren gehörten wir zu den ersten Vermögensverwaltern, die nachhaltige Anlagestrategien entwickelten.

J. Safra Sarasin Sustainable Asset Management
Bank J. Safra Sarasin AG
Alfred-Escher-Strasse 50
8022 Zürich
+41 (0)58 317 33 33
www.am.jsafrasarasin.com