Die Diskrepanz zwischen dem aktuellen Wissensstand über Nachhaltigkeit und dem praktischem Handeln ist gewaltig und nicht zu verantworten.
Heute verbrauchen wir in der Schweiz 2,9 Mal mehr Umweltgüter als diese in unserem Land verfügbar sind und leben so auf Kosten der Kinder und Enkelkinder sowie anderer Erdteile. Ohne grundsätzliches Umdenken und Handeln ändern wir gar nichts. Nachhaltiges Investment bietet die Chance, das Risiko von Verlust an Umwelt und somit an Lebensqualität zu reduzieren.
Holz aus dem Schweizer Wald fördern
Wegen der massiven Übernutzung der Wälder, die auf eine akute Energie- und Rohstoffkrise zurückzuführen war, forderte Hans Claus von Clausewitz bereits vor 300 Jahren, nur so viel Holz zu schlagen, wie wieder nachwachsen kann. Die Forderung nach Nachhaltigkeit war geboren. Heute ist die Übernutzung des Schweizer Waldes kein Thema mehr. Vielmehr sind es die Unternutzung des Rohstoffes Holz, der Import von Holz und Holzprodukten aus dem benachbarten Ausland sowie die Folgen des Klimawandels, die Sorge bereiten.
Obwohl der Holzbau seit Jahren boomt, stagniert die Verwendung von Bauholz aus dem Schweizer Wald. Der Import von Holzprodukten dagegen nimmt zu – manchmal auf seltsame Art und Weise. Schweizer Landwirte, die auch Waldbesitzer und Holzproduzenten sind, transportieren zum Beispiel ihre Kartoffelernte in Holzkisten aus Polen in ihre Genossenschaft. Dies, obwohl sie selber Holz produzieren, es aber nicht verkaufen können. Für die ausländischen Holzkisten muss der Landwirt seiner Genossenschaft Miete bezahlen. Ein Beispiel mehr, das aufzeigt, dass oft ökonomische Gründe nachhaltiges Verhalten verunmöglichen: Gewinnmaximierung statt Nutzung vorhandener, eigener Rohstoffquellen.
Nachhaltige Investments schaffen Chancen
Äusserst zukunftsträchtig sind Investments in die Entwicklung und den Bau von Bioprodukte-Werkanlagen, die zum Beispiel einen Beitrag zur Wende im Verpackungsmaterialbereich leisten. Weg von der Verpackung aus Plastik, hin zur Holz basierten umweltfreundlichen Hülle! Auch nachhaltige Investments in zukunftsträchtige Holzindustrie- und Holzbauunternehmungen, die auf dem Rohstoff Holz aus dem Schweizer Wald basieren, sind notwendig, um dem wachsenden Import von Holzbaumaterialien aus dem Ausland zu begegnen.
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Die Verinnerlichung der Nachhaltigkeit als Wertehaltung muss im Kindesalter beginnen, denn Kinder sind die Entscheidungsträger von morgen. Jenen, die als Erwachsene die «Moral des Konsums und der Nachhaltigkeit» kennen und über das Knowhow für das Initiieren und Schaffen von Wertschöpfungssystemen (Ketten) wie zum Beispiel «Von der Region für die Region» verfügen, bieten sich Chancen, erfolgreich Startups und Unternehmen zu gründen, die auf Nachhaltigkeit setzen.
Sinnvolles Projekt: das «Waldexperiment»
Ein wirksames Engagement in das «Waldexperiment» fördert das Nachhaltigkeitspotenzial bei den Entscheidungsträgern von morgen. Im Projekt «Waldexperiment» wird Kindern die Möglichkeit geboten, den Wald als Lebensraum selber zu entdecken, ihn in seinen Veränderungen zu erleben und in seiner Vielfalt als Natur- und Kulturgut zu schätzen – nach dem Motto: Freiheit und Nachhaltigkeit sind Güter, die durch Gebrauch wachsen und durch Nichtgebrauch dahinschwinden.
Nachhaltigkeit zu erleben ist das Ziel. In fünf Städten hat der Verein Waldexperiment von 2016 bis 2019 sieben Waldexperimente lanciert und erfolgreich durchgeführt. Weitere Experimente sind in Planung. Deren Finanzierung basiert auf Sponsorenbeiträgen. Investments zur Förderung der Nachhaltigkeit auf Kinder- und Jugendebene sind sehr willkommen.
www.waldexperiment.ch
Autor:
Dr. Peter Greminger, Dipl. Forsting. ETH, Aktivzeit in den USA, der Privatwirtschaft und der Bundesverwaltung als Senior Consultant BAFU (2007 bis 2012). Heute engagiert er sich für die zukunftgerichtete Verwendung von Schweizer Holz und das von ihm begründete Projekt Waldexperiment.
pgreminger@bluemail.ch
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