Im Juni 2020 hat der Bundesrat einen Bericht und Leitlinien zur Nachhaltigkeit im Finanzsektor verabschiedet. Ziel ist es, die Schweizer Position als einer der führenden Standorte für nachhaltige Finanzdienstleistungen weiter zu stärken.

Dazu will der Bundesrat die Rahmenbedingungen so gestalten, dass die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes verbessert wird und gleichzeitig der Finanzsektor einen effektiven Beitrag zur Nachhaltigkeit im Sinne der Uno-Agenda 2030 leisten kann.

Geeignete Datengrundlage schaffen

Gut funktionierende Finanzmärkte passen sich realwirtschaftlichen Gegebenheiten und deren Veränderungen an: Werden beispielsweise Aktivitäten mit einem hohen CO2-Ausstoss durch den Einsatz von klimapolitischen Instrumenten weniger rentabel und risikoreicher, verteuert dies deren Finanzierung bei korrekter Berücksichtigung der finanziellen Risiken. Eine gute Finanzmarktregulierung sorgt dafür, dass die Finanzmarktakteure die langfristigen finanziellen Risiken richtig erfassen und im Preis abbilden können. Damit wird auch möglichen Stabilitätsanforderungen an das Finanzsystem Rechnung getragen.

«Es gilt, unsere Position weiter zu stärken.»

Damit die Finanzmärkte die Nachhaltigkeitsrisiken gebührend berücksichtigen können, muss sowohl in der Finanz- wie auch der Realwirtschaft eine qualitativ hochwertige und vergleichbare Datengrundlage vorhanden sein. Eine hohe Transparenz zu Nachhaltigkeitsrisiken und -wirkungen erlaubt zudem Anlegerinnen und Anleger effiziente Entscheidungen zu treffen und fördert die Innovationskraft der Finanzwirtschaft.

Bei der Schaffung dieser Datengrundlage ist eine enge Anlehnung an internationale Standards aus verschiedenen Gründen wichtig: Einerseits wird damit ein «Level Playing Field» geschaffen, was internationalen Investorinnen und Investoren die Risikoeinschätzung erleichtert. Andererseits wird so unnötiger Aufwand vermieden, da Unternehmen nicht verschiedene Ansätze parallel umsetzen müssen und von internationalen Entwicklungen der Methoden profitieren können.

Digitale Technologien effizient nutzen

Die Schweiz ist weltweit führend bezüglich Innovation. Für den Finanzplatz werden Fintechs und die effiziente Nutzung digitaler Technologien, sowohl durch traditionelle Finanzakteure als auch durch Startups, zunehmend an Bedeutung gewinnen. Das Potenzial digitaler Technologien soll auch im Bereich Sustainable Finance in vollem Masse ausgenützt werden können. Hier sind die Rahmenbedingungen so zu schaffen, damit die Schweiz ein Hub für Green Fintechs werden kann.

Die Finanzaus- und -weiterbildung ist ein Qualitätsmerkmal des Finanzplatzes Schweiz. Nachhaltigkeit soll in dieser ein grosses Gewicht erhalten. Der Finanzsektor soll Unternehmen bei der Finanzierung nachhaltiger Investitionen unterstützen und die rasant steigenden Bedürfnisse von Anlegern in Bezug auf nachhaltige Anlagestrategien durch kompetente Beratung abdecken. Um diese Rollen ausüben zu können, ist sie auf entsprechender Fachexpertise ihrer Mitarbeitenden angewiesen. Insbesondere die Verbände setzen sich gemeinsam mit den Bildungsinstituten aktiv für diesbezügliche Aus- und Weiterbildung auf allen Stufen ein. Der Bund kann im Rahmen seiner Zuständigkeit die Aktivitäten der Branche im Bildungsbereich unterstützen.

Die Schweiz zeichnet sich durch einen engen Austausch zwischen Bund und Branche aus. Dieser ist auch weiterhin notwendig, um unsere hohen Ziele im Bereich Sustainable Finance zu erreichen.

Autor

Dr. Michael Manz ist Leiter Finanzsystem und Finanzmärkte im Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) in Bern. www.sif.admin.ch

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