Das Angebot an nachhaltigen Anlagen ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Ein vor allem für Privatkundinnen und -kunden noch neuer und vielversprechender Ansatz, die Nachhaltigkeitsqualität ihres Portfolios zu erhöhen, ist das sogenannte Engagement.

Dabei nutzen Investorinnen und Investoren ihre Aktionärsrechte, um mit der Unternehmensführung in einen aktiven Dialog zu treten und zu nachhaltigerem Handeln zu bewegen.

Ein Blick hinter die Kulissen lohnt sich

Durch immer lauter werdende Forderungen nach einem nachhaltigeren Modus Operandi können es sich viele Unternehmen mittlerweile nicht mehr leisten, ihren Fokus ausschliesslich profitorientiert auszurichten. Um langfristig Bestand zu haben und erfolgreich zu wirtschaften, tun sie gut daran, auch die ökologischen und sozialen Konsequenzen ihrer Geschäftstätigkeit zu berücksichtigen.

Erfüllt ein Unternehmen die Nachhaltigkeitsanforderungen einer Investorin oder eines Investors nicht, ist ein Rückzug aus diesem Investment oft die Folge. In manchen Fällen kann ein so konsequenter Schritt die richtige Entscheidung sein – oftmals lohnt sich aber auch der Blick und der Schritt hinter die Kulissen. Denn die direkte Auseinandersetzung mit der Geschäftsleitung ist eine effektive Möglichkeit, um positive Veränderungen in Bezug auf ökologische, soziale und Governance-Themen anzustossen und die Implementierung neuer Lösungsansätze zu fordern und zu bewirken.

So kann zum Beispiel ein Unternehmen, das signifikantes Verbesserungspotenzial in Sachen CO2-Ausstoss hat, im Gespräch dazu motiviert werden, sein Ambitionslevel im Bereich der Treibhausgasemissionen zu definieren und offenzulegen.

Engagement – nicht nur für institutionelle Investoren

Die Bewegung dieses sogenannten Aktionärsengagement wurde bis dato vor allem von grösseren institutionellen Investorinnen und Investoren betrieben. Um ihre Anliegen effektiver in die Unternehmen einzubringen, koordinieren diese ihre Forderungen immer häufiger durch das sogenannte «Collaborative Shareholder Engagement».

Ein Beispiel dafür ist Climate Action 100+, die grösste globale Investoreninitiative zum Thema Klimawandel. Ziel dieser Investorengruppe ist es, die weltweit grössten Treibhausgasemittenten zu ermutigen, ihre Emissionen entlang der Wertschöpfungsketten zu reduzieren. Weitere Massnahmen sollen Unternehmen helfen, ihre Klimaberichterstattung zu verbessern und ihre klimabezogenen Risiken besser zu steuern.

Um Engagement-Aktivitäten zu skalieren, werden auch zunehmend die Dienste von spezialisierten Anbietern in Anspruch genommen, welche die Anliegen zahlreicher Investorinnen und Investoren bündeln. Auch für Privatbanken könnte es attraktiv sein, die verschiedenen Möglichkeiten des Engagements in Erwägung zu ziehen und so bislang ungenutztes Potenzial für ihre Kundinnen und Kunden auszuschöpfen. Privatkunden hätten so eine weitere Option, mit ihren Investments positiven Wandel aktiv voranzutreiben, die Zukunft für kommende Generationen mitzugestalten und neue Chancen zu nutzen.

Positiven Wandel unterstützen

In Zeiten, in denen Herausforderungen wie der Klimawandel, Biodiversitätsverlust sowie soziale Spannungen nicht präsenter und aktueller sein könnten, wird die Dringlichkeit einer Transformation zu einer nachhaltigeren und kohlenstoffarmen Ökonomie immer deutlicher. Eine konstruktiv-kritische Haltung bei Investorinnen und Investoren ist gefragt, um Unternehmensführungen zu prüfen, Defizite und Risiken aufzudecken und gleichzeitig durch aktiven Dialog mit den Unternehmen Verbesserungen im ESG-Bereich durchzusetzen und diese auf ihrem Weg zu einer nachhaltigeren Geschäftstätigkeit zu unterstützen.

Laura J. Jeker ist als Stewardship Analyst bei der LGT Private Banking für die Gestaltung und Weiterentwicklung der Stewardship-Aktivitäten verantwortlich. Sie hat einen Master of Science in Sustainable Development und engagiert sich dafür, die Themen Engagement und Stimmrechtsausübung im Privatkunden-Bereich voranzubringen. www.lgt.com

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