Rhys Petheram, Head of Environmental Solutions bei Jupiter, erläutert, was Investoren bei ESG-Themenanlagen im Fixed-Income-Bereich bedenken sollten.
Themenanlagen im Fixed-Income-Bereich
Mit thematischen Anlagen können Investoren an strukturellen Trends partizipieren oder strukturelle Anlageopportunitäten erschliessen. Themenfonds investieren – häufig branchen- und stilübergreifend – in ein Wachstumsthema mit besonderer Dynamik, etwa die demografische Entwicklung, innovative Trends wie Fintech oder Umweltthemen. Oder es werden «S-Kurven» analysiert, um zu antizipieren, wann alte Technologien oder Produkte durch neue abgelöst werden könnten.
Die Vorteile für Aktienanleger liegen auf der Hand: Künftige, noch nicht in die Aktienkurse eingepreiste Gewinnsteigerungen können zu Kapitalwachstum führen. Im Zuge ihres Reifungsprozesses entlang der S-Kurve werden Unternehmen robuster und festigen ihre Wettbewerbsposition. Dadurch können sich ihre Bewertungsmultiplikatoren verbessern.
Gewinnwachstum und gefestigte Geschäftsmodelle sind auch für Obligationenanleger attraktiv. Trotzdem ist das Bild hier nuancierter. Bei der Betrachtung von S-Kurven ist das Umsetzungsrisiko ein wichtiger Faktor: Wird das Kapital sinnvoll und renditestark eingesetzt? Und wie profitieren verschiedene Stakeholder vom beschleunigten Wachstum? Für jede S-Kurve gibt es auch eine «Verliererkurve», auf der sich die Unternehmen wiederfinden, die mit der Dynamik nicht mithalten können.
Nachhaltigkeitsziele erreichen
Ein für Anleger – und Regulierungsbehörden – immer wichtigeres Thema ist die Rolle, die Anlageportfolios bei der Realisierung von Nachhaltigkeitszielen spielen, vor allem in Bezug auf den Klimawandel. Hier richten sich die Blicke zunehmend auf die Rolle von Fixed-Income-Anlagen und zwar nicht nur in Bezug auf die Auswahl nachhaltig agierender Emittenten, sondern auch in Bezug auf ihren Beitrag zur Ermöglichung einer nachhaltigeren Ausrichtung von Unternehmen. Um die Klimaziele für 2030 zu erreichen, müssen schätzungsweise 5 Billionen US-Dollar in saubere Energien investiert werden – und bei der Kapitalversorgung der Märkte spielen die Obligationenmärkte eine wichtige Rolle.
Anlegern bieten sich viele Möglichkeiten, um mit Fixed-Income-Anlagen auf ESG-Themen zu setzen. Zum Beispiel mit «Labelled Green Bonds», die zur Finanzierung ökologisch sinnvoller Projekte dienen. Darüber hinaus gibt es Social Bonds (zur Finanzierung von Krankenhäusern, Schulen, Corona-Hilfsprogrammen oder Ähnlichem), Sustainability Bonds (die Merkmale sozialer und grüner Obligationen kombinieren) und Transition Bonds (zur Finanzierung des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft für kohlenstoffintensive Unternehmen).
Bei der neuen Gattung der Sustainability-linked Bonds ist die Höhe der Coupons gewöhnlich mit der Realisierung eines bestimmten Nachhaltigkeitsziels verknüpft. Diese Obligationen werfen mehrere Fragen auf: Sind die Ziele ausreichend ambitioniert? Ist die Strafe hoch genug, um einen echten Anreiz für das Management darzustellen? Ein kritischer Aspekt dieser Obligationen ist, dass Investoren auch – oder gerade – dann profitieren, wenn Unternehmen ihre Ziele nicht erreichen. Daher bevorzugen wir Emissionen, bei denen die Nachhaltigkeitswirkung des Unternehmens im Mittelpunkt der wichtigsten Leistungsindikatoren steht.
Schliesslich gibt es noch sogenannte «Unlabelled Green Bonds» – nicht als Green Bonds gekennzeichnete Obligationen herkömmlicher Emittenten, deren Produkte und Dienstleistungen zu Umweltlösungen beitragen (z. B. Wasser, Versorgung, erneuerbare Energie).
Wichtige Aspekte bei Investments in diesen Märkten sind die sogenannte Additionalität – ob die durch eine grüne Obligation finanzierten Aktivitäten auch sonst umgesetzt worden wären – und der tatsächliche Beitrag zur Bewältigung von Umweltproblemen. Weitere Aspekte, die Investoren im Blick haben sollten, sind Marktschwächen und die Tatsache, dass grüne Obligationen keine treibende Kraft für Veränderungen sind, obwohl sie eine wichtige Rolle in der Klimastrategie spielen.
Der richtige Risikomanagement-Ansatz
In Bezug auf das Risikomanagement stellt sich die Frage, wie hoch das aktive/zusätzliche Risiko für das Portfolio ist, wenn eine Komponente aus dem konventionellen Portfolio entnommen und einem thematischen Portfolio zugewiesen wird. Der Tracking Error eines Portfolios grüner Aktien oder Obligationen gegenüber marktbreiten Aktien- oder Obligationenuniversen ist beträchtlich. Bei Fixed-Income-Anlagen lassen sich der Allokationsprozess und das damit verbundene aktive Risiko besser steuern. Die Risikofaktoren grüner Aktien sind in der Regel idiosynkratisch, während das strukturelle Risiko von Obligationen eher durch konventionelle Risikofaktoren wie Zinssätze oder das Credit-Beta-Risiko bestimmt wird.
Die zweite Risikoerwägung betrifft die Wahl der Benchmark. Die hohe Wachstumsdynamik des Marktes bringt eine erhebliche Instabilität der Indizes mit sich. Das erschwert die Umsetzung passiver Fondsallokationen. Wir tendieren dazu, geläufige Indizes als ebenso geeignet zu betrachten. Mit dem Reifungsprozess des Sustainability-Bond-Universums sollte sich allerdings auch die Dynamik der entsprechenden Indizes verbessern.
Die letzte und unserer Ansicht nach wichtigste Erwägung betrifft die Frage, ob der Markt breit genug für ein aktives Portfoliomanagement ist. Gibt es ausreichenden Zugang zu den wichtigsten Risikofaktoren für festverzinsliche Wertpapiere in Bezug auf das Zins- und Spreadrisiko? Für das globale Universum würden wir diese Frage mit Ja beantworten – auf Ebene der Teilanlageklassen sehen wir dagegen noch keine ausreichende Marktbreite. Daher bevorzugen wir einen Ansatz, der Unlabelled und Labelled Bonds kombiniert. Wir halten diese Marktbreite für eine unverzichtbare Voraussetzung für ein effektives Risikomanagement.
Bei nachhaltigen Fixed-Income-Anlagen stehen damit drei Aspekte im Vordergrund: die Vorteile des aktiven Portfoliomanagements, die Erfüllung der Erwartungen von Investoren und Aufsichtsbehörden in Bezug auf den Beitrag zur Bewältigung von Nachhaltigkeitsherausforderungen sowie das Bewusstsein
für und effektive Management von Risiken.
Facts
Jupiter Asset Management
Der Name Jupiter steht für Anlagen aus Überzeugung und ein wirklich aktives Fondsmanagement. Wir setzen alles daran, Werte für unsere Kunden zu schaffen und ihre langfristigen Anlageziele zu erreichen. Unser 1985 gegründetes Unternehmen bietet heute eine Palette an aktiv gemanagten Aktien-, Anleihen-, Multi-Asset- und Alternatives-Strategien für Kunden im Vereinigten Königreich und weltweit.
In der Schweiz wird das Unternehmen durch die Jupiter Asset Management (Switzerland) AG mit Sitz in Zürich vertreten und das Team vor Ort betreut Kunden in der gesamten Schweiz.
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