Investoren applizieren Klimastrategien im Anlageprozess, um Risiken des Klimawandels zu steuern. Was Finanzmarktakteure unter einer «Klimastrategie» verstehen, zeichnet sich jedoch erst schemenhaft ab.

Charakteristisch für Klimastrategien ist, dass sie Anlagestrategien auf Ziele und Metriken ausrichten, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen. Die Entwicklung einer effektiven Klimastrategie, die mit geeigneten Messgrössen bestimmte Klimaziele im Portfolio verfolgt, ist allerdings herausfordernd.

Klarheit über klimarelevante Ziele als Ausgangspunkt

Bevor man sich als Anleger auf Klimametriken fokussiert – beispielsweise den CO2-Fussabdruck, die Kohlenstoffintensität oder die Alignierung mit einem Temperaturpfad gemäss dem Pariser Klimaabkommen –, sind klare Ziele wichtig: Will man das Portfolio dekarbonisieren, um potenzielle Wertverluste bei kohlenstoffintensiven Unternehmen zu vermeiden? Will man Klimarisiken und -chancen steuern, um die risikoadjustierte Performance zu steigern? Will man eine Anlage in den Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen bringen? Oder möchte man indirekt Treibhausgasemissionen in der Realwirtschaft reduzieren? Jedes dieser Ziele verlangt andere Klimastrategien und Messgrössen.

Der Ausschluss von CO2-intensiven Unternehmen kann den Fussabdruck verbessern, doch was will man damit bewirken?

Wieso die Zielsetzung von entscheidender Bedeutung für eine Klimastrategie ist, wollen wir exemplarisch an einem Portfolio aufzeigen, das sich am Swiss Market Index (SMI) orientiert. Die nebenstehende Tabelle zeigt die 20 SMI-Unternehmen und die CO2-Intensität ihrer Geschäftsmodelle. In der Auflistung sticht der Zementanbieter Holcim ins Auge: Obschon Holcim lediglich ein Gewicht von rund zwei Prozent im SMI besitzt, verursacht dieser 80 Prozent der CO2-Intensität eines SMI-Portfolios.

Die Passung von Zielen, Klimametriken und Umsetzung entscheidet über den Erfolg einer Klimastrategie

Ein Ausschluss von Holcim kann die CO2-Intensität eines Schweizer Aktienportfolios substanziell reduzieren. Ob auf diese Weise die risikoadjustierte Performance verbessert wird, ist jedoch ungewiss. Will man beim Unternehmen aktiv schädliche Emissionen reduzieren, dann kann die Ausschlussstrategie diesem Ziel sogar zuwiderlaufen, ein aktives Aktionärsengagement mit systematischer Stimmrechtsausübung wäre dazu zielführender. Möchte ein Investor hingegen sein Portfolio auf die Vorgaben gemäss dem Pariser Klimaabkommen ausrichten, dann ist die Metrik der CO2-Intensität nicht die richtige Entscheidungsgrösse, dafür müssten andere Metriken herangezogen werden. Das Beispiel zeigt: Effektive Klimastrategien setzen eine gute Passung mit klaren Zielen und geeigneten Metriken voraus. Sie erfordern Expertise, Ressourcen und Zugang zu relevanten Daten.

Prof. Dr. Manfred Stüttgen (links) ist Dozent, Brian Mattmann ist Senior Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ, Hochschule Luzern. Die beiden Autoren publizieren seit 2017 jährlich die «IFZ Sustainable Investments Studie». Die Studie 2021 nimmt Klimastrategien in den Blick und wird am Sustainable Investments Day am 18. November 2021 in Zürich präsentiert. www.hslu.ch/sustainable

Illustrationsbild: © adobestock/Blue Planet Studio