Klimaverträglichkeit ist eine der wichtigsten Herausforderung für InvestorInnen. Um eine Klimawirkung zu erzielen, gibt es jedoch einiges zu beachten.

Letzten Juni hat der Bundesrat die Swiss Climate Scores eingeführt. Diese umfassen eine Reihe von Indikatoren zur Klimaverträglichkeit von Investments, die Finanzinstitute offenlegen sollen. Doch was bedeutet Klimaverträglichkeit im Zusammenhang mit Investments? Welche Indikatoren sind tatsächlich geeignet, klimaverträgliches Investieren effektiv zu unterstützen?
Klimaverträgliche Finanzflüsse sind so ausgerichtet, dass sie die Wirtschaft dabei unterstützen und sie vorantreiben, die Pariser Klimaziele zu erreichen. Kern dieser Ziele ist die Begrenzung der Erderwärmung auf 1.5°C. Dies wiederum erfordert eine rasche und umfassende Reduktion von Treibhausgas (THG)-Emissionen sowie Netto-Null THG-Emissionen bis spätestens 2050.
Um ihre Investitionen klimaverträglich auszurichten, selektieren InvestorInnen gezielt ihre Investments und gebrauchen ihre Eigentumsrechte (Active Ownership). Das übergeordnete Ziel ist es dabei, den Strukturwandel in Richtung Netto-Null rasch voranzutreiben. Hierfür sollte beispielsweise der Anteil der Investitionen in Aktivitäten, die bereits heute nahezu Netto-Null Emissionen aufweisen, wie z.B. erneuerbare Energien, rasch ausgebaut werden. Dies ist insbesondere daher wirksam, da sie Aktivitäten mit hohen Emissionen – fossile Energieträger – ersetzen. Active Ownership-Aktivitäten sind geeignet, um Wandel in Unternehmen herbeizuführen, die höhere THG-Emissionen aufweisen, aber aktuell nicht ersetzt werden können. Je nach investierter wirtschaftlicher Aktivität werden daher ganz unterschiedliche Daten benötigt.

Welche Klimadaten stehen aktuell zur Verfügung?

Exposition gegenüber fossilen Energieträgern:
Diese Kennzahl gibt den Investitionsanteil an fossilen Energieträgern im Energiesektor wieder. Sie weist damit Aktivitäten aus, die aus Klimasicht so rasch wie möglich desinvestiert werden sollten. Darüber hinaus ist der Nutzen der Kennzahl beschränkt, da der Fokus nur auf einem Teil der Wertschöpfungskette liegt. Aktivitäten, welche die fossilen Energieträger schlussendlich nutzen, wie z.B. Automobil- oder Flugverkehr, werden nicht angezeigt.

THG-Intensität und -Fussabdruck:
Die Intensitäts-Kennzahl setzt die THG-Emissionen investierter Unternehmen in Bezug zu deren Umsatz respektive Produktion, der Fussabdruck in Bezug zum investierten Kapital. THG-Intensitäten und -Fussabdrücke sind gut geeignet, um die aktuelle Klimawirkung wirtschaftlicher Aktivitäten zu vergleichen, die dasselbe Bedürfnis befriedigen. Ein Beispiel ist der Vergleich verschiedener Energieträger. Zwingende Voraussetzung ist in jedem Fall, dass Scope 1 bis 3 Emissionen voll abgedeckt sind.

Diese Kennzahlen sind jedoch nur begrenzt geeignet für Vergleiche zwischen unterschiedlichen Bedürfnissen, da diese häufig nicht mit dem gleichen Ausmass an Emissionen befriedigt werden können, z. B. Zement vs. Software.

Erwärmungspotenzial- (engl. Implied Temperatur Rise) Metriken
Sogenannte Erwärmungspotenzial (EP)-Metriken weisen verschiedenen Sektoren bzw. wirtschaftlichen Aktivitäten Emissionsbudgets resp. spezifische Absenkpfade zu. Diese leiten sich aus Klimaszenarien ab. Die Budgets oder Pfade dienen als Benchmarks und werden mit den zukünftig erwarteten Emissionen von Unternehmen verglichen. Als Ergebnis geben EP-Metriken eine Temperatur (z. B. 2.5°C) an. Diese sagt aus, wie sich die Erde erwärmen würde, wenn alle Unternehmen ihre zugeteilten Emissionsbudgets so gut resp. schlecht einhielten wie das betrachtete Unternehmen.

EP-Metriken erlauben den Vergleich völlig unterschiedlicher Aktivitäten. Sie sind jedoch besonders gut geeignet, um Aktivitäten mit höheren THG-Emissionen zu beurteilen. Dies vor allem dann, wenn die Aktivitäten ein wichtiges gesellschaftliches Bedürfnis befriedigen und noch keine THG-arme Alternative besteht, z. B. Stahl oder Zement.

Der grösste Nachteil von EP-Metriken ist, dass sie naturgemäss nur die Ziele und Pläne der Unternehmen bewerten können, jedoch nicht, inwiefern diese tatsächlich erreicht werden. Ausserdem basieren sowohl die Emissionsbudgets als auch die zukünftigen Emissionen der bewerteten Unternehmen auf einer Vielzahl von Annahmen über einen langen Zeitraum. Daher sind die Daten aktuell noch unzuverlässig und widersprüchlich. Um die Unsicherheit zumindest zu reduzieren, ist es wichtig, für die Vorhersagen möglichst aktuelle und robuste Daten (u.a. auch die vergangene Entwicklung der THG-Intensität) miteinzubeziehen. Unabhängig davon sind EP-Metriken nicht sinnvoll für Aktivitäten, die sowieso komplett desinvestiert werden sollten (z.B. fossile Energien), da die zukünftige Entwicklung hierzu keine Rolle spielt.

Fazit:

Um klimaverträglich zu investieren, müssen unterschiedliche Kennzahlen kombiniert werden. Gegenwartsbezogene Daten sind hilfreich, um wirtschaftliche Aktivitäten zu vergleichen, welche dieselben Bedürfnisse befriedigen. EP-Metriken sind vor allem nützlich, Aktivitäten zu vergleichen, welche hohe THG-Emissionen aufweisen und nicht ersetzt werden können.

Inrate kann InvestorInnen durch ein breites Datenangebot, Active Ownership-Dienstleistungen und ausgewiesene Expertise dabei unterstützen, effektiv klimaverträglich zu investieren.

Facts

Inrate ist seit 1991 ein unabhängiger Schweizer ESG-Spezialist. Inrate verknüpft seine fundierte Nachhaltigkeitsanalyse mit innovativen Daten, Research und Dienstleistungen für die Finanzindustrie. Unser Angebot umfasst ESG Impact Ratings und Daten, die bei der Portfoliokonstruktion Eingang finden und die für die Erfüllung der Compliance Anforderungen (z. B. SFDR) eingesetzt werden können. Ebenso bieten wir Dienstleistungen im Bereich Active Ownership an (Proxy-Voting, Engagement).

Unsere ESG Impact Ratings berücksichtigen die extra-finanziellen Auswirkungen von Unternehmen auf die Umwelt und die Gesellschaft. Damit ordnen sie sich in das Konzept der doppelten Materialität ein und bieten eine Erweiterung der Entscheidungsgrundlagen für Anlageentscheide und die Erfassung (Reporting) von Anlagen bezüglich Umwelt, Sozialem und Governance. Unser Rating Ansatz, das ESG Impact Rating, kann in den wichtigsten Anlageklassen angewendet werden: für kotierte Unternehmen, Staaten, im Bereich der «Private Markets» oder Immobilien.

Dienstleistungen

  • ESG-Impact-Ratings
  • Klimadaten von Unternehmen: THG-Intensität und -Fussabdruckdaten (Scope 1 bis 3) sowie Exposition gegenüber fossilen Energieträgern
  • ESG Daten (SDG, Screening, Compliance-Daten zu SFDR, BMR und EU Taxonomie)
  • Active Ownership (Engagement & Proxy Voting)

Dr. Moritz Reisser
Sustainability Expert

Regina Schwegler ist Head of Research

 

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