Ein grosses Schwungrad für den Klimaschutz sind die Finanzmärkte. Das Pariser Klimaabkommen fordert deshalb klimaverträgliche Finanzflüsse. Es ist unbestritten, dass die Klimaziele nur erreicht werden können, wenn Erdöl, Gas und Kohle im Boden bleiben und Investitionen in klimaverträgliche Unternehmen umgelenkt werden.

Institutionelle Anleger wie Fonds und Pensionskassen sind deshalb angehalten, Klimarisiken in ihren Portfolios transparent zu machen – und sukzessive abzubauen. Immer mehr Länder haben das Problem erkannt und fördern die Nachhaltigkeit in der Finanzwelt. So hat die Europäische Union einen Aktionsplan «für ein nachhaltiges Finanzwesen» veröffentlicht. Deutschland will eine Führungsrolle im Bereich der nachhaltigen Finanzwirtschaft übernehmen und ebenfalls einen entsprechenden Aktionsplan entwickeln. Auch Luxemburg will bei der Entwicklung nachhaltiger Finanzprodukte eine Vorreiterrolle einnehmen. In Frankreich, Grossbritannien oder auch in Singapur wurden zudem Verbände für «sustainable finance» oder «green finance» gegründet.

Enormer Handlungsbedarf

Leider schaut die Schweiz diesen Entwicklungen noch weitgehend tatenlos zu. Obwohl der Bundesrat die Chancen einer nachhaltigen Finanzwirtschaft anerkennt, weigert er sich bisher, konkrete Massnahmen zu ergreifen. Dabei wäre der Handlungsbedarf enorm. So betragen die Treibhausgasemissionen, die durch den Finanzplatz Schweiz verursacht werden, das Zwanzigfache der gesamten Inlandmissionen. Was die Finanzen betrifft, ist die Schweiz ein globaler Gigant.

Doch zum Glück wendet sich das Blatt. Die Umweltkommission des Ständerats hat sich im Rahmen der Beratung zum neuen CO2-Gesetz auch mit der Rolle der Finanzmittelflüsse auseinandergesetzt und will handeln. So verlangt sie von der Finanzmarktaufsicht und der Nationalbank, dass sie regelmässig die klimabedingten finanziellen Risiken überprüfen.
Dies entspricht den langjährigen Forderungen der Grünen für klimafreundliche Investitionen und nachhaltige Anlagen. Doch es braucht mehr. Neben der regelmässigen Analyse der Risiken soll die Finanzbranche bis 2024 eine Roadmap erstellen, in der sie aufzeigt, wie sie bis 2030 mit den Zielen des Abkommens von Paris kompatibel werden kann. Und nicht zuletzt muss sich die öffentliche Hand verpflichten, das Finanzvermögen und die Pensionskassengelder gestützt auf eine Nachhaltigkeitsstrategie anzulegen. Hier wurde in Kantonen und Städten bereits sehr viel erreicht. Einen aktuellen Überblick finden Sie auf: klima-allianz.ch/blog/pensionskassen.

Aktionsplan entwickeln

Die Wende hin zu einem nachhaltigen Finanzplatz Schweiz ist nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen wichtig, um gegenüber den Ländern, die bereits einen Schritt weiter sind, bestehen zu können. Auch die Schweiz sollte ihre Verantwortung wahrnehmen und einen Aktionsplan für den ökologischen Umbau des Finanzplatzes entwickeln. Dieser kann sicherstellen, dass die Schweiz eine führende Rolle im Bereich der nachhaltigen Finanzwirtschaft einnimmt. Ein entsprechender Vorstoss von Nationalrätin Adèle Thorens wurde von Politikerinnen und Politikern aus fast allen Parteien unterzeichnet. Auch aus der Branche selber kommt Unterstützung. Das ist ein sehr positives Signal.

Die Schweiz und ihr Finanzplatz haben beim Bankgeheimnis wenig Weitblick gezeigt. Ihre abwartende und reaktive Haltung ist uns teuer zu stehen gekommen. Es bleibt zu hoffen, dass dies beim Übergang zu einer nachhaltigen Finanzwirtschaft nicht der Fall sein wird. Die Schweiz war einst ein progressives Land und soll es wieder werden!

Autorin:
Regula Rytz
ist Nationalrätin und
Präsidentin Grüne Schweiz.