Schweizer Banken gelten international als führend im Bereich der nachhaltigen Investments. Tatsächlich haben die Banken in diesem Bereich in den letzten Jahren viel Know-how aufgebaut und es ist gelungen, beträchtliches Kundenvermögen in nachhaltige Anlagen umzuschichten.
Wie aber steht es um die Nachhaltigkeit der Investments der Banken selber? Ein Blick in die Bilanzen der Schweizer Banken zeigt, dass Hypotheken dort mit etwa 1100 Milliarden Franken der grösste Vermögenswert sind.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie nachhaltig diese Vermögensposition ist. Darüber gibt es derzeit nur wenige quantitative Informationen. Die Nachhaltigkeit der Hypotheken wird vor allem durch die Immobilien bestimmt, die als Sicherheiten für die Kredite dienen. Der Gebäudesektor ist mit einem Anteil von etwa einem Drittel einer der grössten Verursacher von CO2-Emissionen in der Schweiz. Nachhaltige Gebäudetechnologien können Abhilfe schaffen, was aber beträchtliche Investitionen voraussetzt.
Den Banken kommt eine wichtige Rolle zu
Zunächst sind die Eigentümer der Gebäude in der Pflicht, diese Investitionen zu tätigen. Den Banken kommt als Kreditgeber aber ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Finanzierung dieser Investitionen zu. Eine energetische Sanierung ist meist eine lohnende Investition, die den Werterhalt einer Immobilie fördern kann. Niedrigere Betriebskosten, weniger Leerstände oder Mietpreisprämien sind nur einige der vielen Vorteile, die mit nachhaltigen Immobilien einhergehen.
Viele Banken haben bereits die Initiative ergriffen und ihr Produkt- und Beratungsangebot entsprechend angepasst. So haben nun gemäss einer aktuellen Industriestudie 87 Prozent der untersuchten Schweizer Retailbanken nachhaltige Hypotheken im Angebot. Diese sind unterschiedlich ausgestaltet. Meist handelt es sich um Hypotheken, die eine Zinsvergünstigung gewähren, sofern die finanzierte Immobilie über ein Nachhaltigkeitszertifikat, wie etwa Minergie, verfügt.
Auch bei der Beratung können die Banken ansetzen. Ein Schwerpunkt liegt hier auf der Weiterbildung der Hypothekarberater. Anbieter von Finanzausbildungen wie etwa AZEK haben ihr Angebot bereits dahingehend ausgebaut. Daneben gehen auch immer mehr Banken Kooperationen mit Energieberatern ein.
Nachhaltige Ausrichtung bietet viele Chancen
Die nachhaltige Ausrichtung des Hypothekargeschäfts bietet auch für die Banken viele Chancen. Hypotheken, die mit nachhaltigen Gebäuden besichert sind, haben gemäss akademischen Studien niedrigere Ausfallwahrscheinlichkeiten und Verlustquoten. Daneben können mit nachhaltigen Hypotheken besicherte Anleihen am Kapitalmarkt günstiger platziert werden. Möglich sind auch Imagevorteile und positive Selektionseffekte. Es ist davon auszugehen, dass Kreditnehmer mit nachhaltigen Immobilien Banken mit entsprechendem Produkt- und Beratungsangebot auswählen.
Um weiterhin als glaubwürdiger Ansprechpartner im Bereich nachhaltiger Anlagen zu gelten, müssen Banken sich dem Thema Nachhaltigkeit im Hypothekargeschäft annehmen. Auch der regulatorische Druck auf die Banken nimmt zu. Mit den Richtlinien für Anbieter von Hypotheken zur Förderung der Energieeffizienz der Schweizerischen Bankiersvereinigung gelten ab Anfang 2023 weitreichende Mindeststandards. Profitieren von einem nachhaltigen Hypothekargeschäft können alle, die Banken, die Kunden und das Klima.
Illustrationsbild: © adobestock/Pefkos
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