Der Grossteil der Investitionen, die Nationen in der Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele unterstützen könnten, sind Investitionen in Infrastrukturanlagen in Bereichen wie Energie, Wasser, Transport und Gebäude.

Infrastrukturanlagen sind meist gross, haben eine sehr lange Lebensdauer und beeinflussen ihre Umgebung entsprechend langfristig über Generationen hinweg – zum Beispiel bezüglich Luft- und Wasserverschmutzung und Treibhausgasausstoss. Infrastrukturentscheide heute haben langfristige Konsequenzen für das Wirtschaftswachstum eines Landes und seine Gesellschaft. Das nennt man auch Lock-in-Effekt, denn das Land legt sich für Jahrzehnte auf einen Pfad fest.

Die jetzige Generation hat die Pflicht und die Chance, zur Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele ausschliesslich mit einem langfristigen Horizont nachhaltigkeitsbewusst in Infrastrukturanlagen zu investieren, sogenannte nachhaltige Infrastrukturinvestitionen.

Die Schweiz mit Luft nach oben

Wo steht die Schweiz in Bezug auf nachhaltige Infrastrukturanlagen, und was tut sie für deren intelligenten Ausbau? Beispielhaft sei der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in der Schweiz betrachtet. Dieser liegt dank der Grosswasserkraftwerke (56 Prozent) zwar insgesamt bei 62 Prozent, ist im Vergleich zu ihrem geographisch ähnlichen Nachbarn Österreich, der bereits 72 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energiequellen speist (davon ebenfalls 56 Prozent Wasserkraft), sicherlich ausbaufähig.

Der Anteil der erneuerbaren Energie am Endenergieverbrauch der Schweiz, das heisst nicht nur Stromerzeugung, liegt bisher erst bei (mageren) rund 17 Prozent. Hier ist noch viel Luft nach oben.

Sinnvolle Infrastrukturinvestitionen

Welche Art von nachhaltigen Infrastrukturinvestitionen könnten der Schweiz helfen, ihre noch klar zu umreissenden Nachhaltigkeitsziele zu erreichen? Zu nennen wäre hier beispielsweise:

  • Mehr Investitionen in erneuerbare Energiequellen, um den CO2-Ausstoss vor Ort zu reduzieren und das Netto-Null-Klimaziel zu erreichen. Da der Ausbau der Wasserkraft – primär umweltbedingte – Grenzen hat, sind Investitionen in andere Technologien wie Solar-PV notwendig.
  • Eine nachhaltige Raumplanung unter der Erdoberfläche für die Wärmeversorgung ist – zumindest in Zürich – nicht existent. Jeder Hauseigentümer kocht sein Öl-, Gas- oder Erdwärmesonden-Süppchen nach Gusto und Portemonnaie. Die Planung und Umsetzung von zum Beispiel Erdwärmesonden für ganze Häuserblöcke und Stadtviertel wäre ein wichtiger Schritt, anstatt weiterhin nur die CO2-ausstossenden Gasnetze zu erneuern und damit die Schweiz bei der Wärmeversorgung für die nächsten 40 bis 50 Jahre grossflächig auf Gas und Öl festzulegen (besagter Lock-in-Effekt).
  • In die gleiche Richtung geht der nicht existente, noch nicht einmal öffentlich diskutierte Bau von Fernwärmenetzen, die flexibel diverse Formen von erneuerbaren Energiequellen nutzen können: Biomasse, Hausmüll, PV, Geothermie. An Interesse seitens institutioneller Anleger, solche Netze zu finanzieren, mangelt es nicht.

Eine essentielle flankierende Massnahme, um Investitionsanreize zu setzen und die Wirtschaftlichkeit derartiger nachhaltiger Infrastrukturinvestitionen zu verbessern, ist die Einführung eines CO2-Preises.

Dringend notwendiges Rahmenabkommen

Verlässliche regulatorische Rahmenbedingungen seitens der Politik sind zentral. Langfristig kalkulierte Investitionen in kapitalintensive, nachhaltige Infrastruktur erfordern rechtliche Stabilität. Dies gilt sowohl für inländische, aber auch für europäische Gesetze, welche die Wirtschaftlichkeit von Infrastrukturanlagen in der Schweiz signifikant beeinflussen. So viel zu dem dringend notwendigen Rahmenabkommen mit der EU.

Autorin
Dr. Barbara Weber
ist Gründerin und Managing Partner von B Capital Partners AG in Zürich, ein auf Infrastrukturinvestitionen für institutionelle Kunden spezialisiertes Investment Haus mit über 2,5 Milliarden Franken investiertem Kapital. Strenge, quantifizierbare Nachhaltigkeitsprüfungen sind Standard Standard bei jeder Investition. www.b-capitalpartners.com