Immer mehr Finanzinstitute eifern dem grünen Trend nach und legen Nachhaltigkeitsfonds auf. Doch das meist nur halbherzige Vorgehen hat punkto Ökologie und Gesellschaft kaum eine Wirkung, wie eine neue Studie zeigt. Nötig wäre ein fundamentaler Wertewandel.

Nachhaltige Anlagefonds erleben seit ein paar Jahren eine Blütezeit. Doch die Erfolgsgeschichte täuscht, wie eine im Juni publizierte Studie von Greenpeace Schweiz und Luxemburg zeigt: Anlagefonds, die mit Nachhaltigkeit werben, erzielen kaum die gewünschte Wirkung, da sie sich zu wenig von traditionellen Fonds unterscheiden. Aus Sicht der Umweltorganisation ist dies «Greenwashing».

Es braucht einen Kulturwandel

Für die ABS kommt das Ergebnis der Studie wenig überraschend. Es bestätigt uns darin, dass es einen strengen Ansatz bei der Auswahl der Titel braucht, um das Geld tatsächlich zu nachhaltigen Firmen zu lenken. Die Finanzindustrie ist gefordert, sich nebst dem Vertrieb insbesondere Fragen zum sozialen und ökologischen Beitrag ihrer Nachhaltigkeitsfonds zu stellen. Nötig ist deshalb ein grundlegender Kulturwandel bei Banken und Kundschaft; diese sollten sich vermehrt am Gemeinwohl orientieren.

Geringe Investorenwirkung im Sekundärmarkt

Vor allem aber haben ESG-Fonds den Sekundärmarkt im Visier: Sie kaufen und verkaufen Titel von Unternehmen, die an der Börse gehandelt werden. Zwar investiert man sein Geld in nachhaltig(er) ausgerichtete Firmen, doch in der Regel haben diese keine Finanzierungsprobleme. Solche ESG-Fonds können mehr Wirkung erzielen durch das sogenannte Engagement, also die systematische Einflussnahme auf das Management. Bündeln Aktionärinnen und Aktionäre ihre Stimmrechte, können sie mittelfristig ein besseres Verhalten in Umwelt- und Menschenrechtsfragen erreichen.

Den Primärmarkt im Fokus

Auch mit Portfolios vom automatisierten Robo-Advisor entfalten Investorinnen und Investoren kaum mehr Wirkung als ein ESG-Fonds. Zwar kann man die einzelnen Titel selbst bestimmen und etwa einen Themenfonds bilden. Aber wie weit dieses Portfolio eine realwirtschaftliche, ökologisch-soziale Wirkung hat, steht in den Sternen. Einzelne Anbieter werben damit, dass sie ein Engagement betreiben. Doch wie gross und erfolgreich die Bemühungen sind, die Firmen zu nachhaltigen Strategien zu motivieren, wird meist nicht rapportiert. Viel direkter wirken Investitionen in den Primärmarkt, insbesondere in KMU: Erhält etwa ein Windpark zusätzliche Mittel, kann er die Produktion ausbauen, und die Investition führt zu mehr klimaneutralem Strom.

EU definiert ESG streng

Die Spreu vom Weizen scheiden könnte die «Sustainable Finance Disclosure Regulation», wie sie die EU in Sachen ESG-Fonds derzeit einführt. Diese weitgehenden Vorgaben zielen darauf ab, offenzulegen, ob ein Produkt tatsächlich einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet oder bloss gut fürs Marketing ist. Auch die Schweizer Finanzindustrie dürfte ihre als nachhaltig beworbenen Fonds schon bald dem Brüsseler Regime unterwerfen, um am internationalen Markt präsent zu bleiben. Die strengen Kriterien lassen erwarten, dass in ein paar Jahren ein Teil der angeblich nachhaltigen Finanzprodukte seinen grünen Nimbus ablegen muss. r

Die ganze Stellungnahme der ABS zur Greenpeace-Studie finden Sie online: www.abs.ch/greenpeace-studie

Kontakt für Impact-Anlagen bei der ABS: anlageberatung@abs.ch

Michael Diaz ist Leiter Bereich Anlegen und Mitglied der Geschäftsleitung der
Alternativen Bank Schweiz AG.
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