Den Klimawandel wirksam eindämmen, erfordert Investitionen von mehreren Billionen US-Dollar in grüne Energien und Umwelttechnologien. Von diesem Wachstumsmarkt können auch nachhaltig agierende Anlegerinnen und Anleger profitieren. 

Erstmals überflügeln dieses Jahr laut der Internationalen Energieagentur (IEA) die weltweiten Investitionen in Solarenergie jene in Ölförderung. Doch nicht nur die Photovoltaik ist stark im Kommen: Für jeden investierten Dollar für fossile Brennstoffe, fliessen heute 1,7 Dollar in saubere Energien. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren lag das Verhältnis bei 1,1 Dollar. Insgesamt dürften 2023 rund 1,7 Billionen US-Dollar in saubere Energien investiert werden.

Interessante Anlagechancen

Um die Vorgaben des Pariser Klimaabkommens einzuhalten und die Erderwärmung bis 2050 bei nicht mehr als 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, sind allerdings noch deutlich höhere Investitionen nötig. Für nachhaltige Anlegerinnen und Anleger eröffnen sich dadurch potenziell interessante Anlagechancen.

Analysen der IEA zeigen, dass im Jahr 2030 rund 4,5 Billionen US-Dollar investiert werden müssten, wenn bis 2050 die CO2-Emissionen auf Netto-Null sinken sollen. Netto-Null bedeutet, dass nicht mehr Treibhausgase emittiert werden, als natürliche und technische CO2-Speicher absorbieren können. 

Der Anstieg der jährlichen Investitionen entspricht einem Wachstum der Ausgaben in saubere Umwelttechnologien oder «Green Energy»-Projekte von 15 Prozent pro Jahr. Unter dieser Voraussetzung könnten die Investitionen in fossile Energieträger halbiert werden, ohne die Energieversorgungssicherheit zu gefährden.

Selbst wenn in den kommenden Jahren «nur» die bereits angekündigten Massnahmen (Announced Pledges Scenario, APS) umgesetzt würden, dürften im Jahr 2030 gemäss der IEA rund 3,2 Billionen US-Dollar in «Green Energy» fliessen. Mit dieser Summe könnten Staaten, die sich zum Netto-Null-Ziel verpflichtet hatten, ihre Zielvorgaben bis 2030 seriös realisieren. Dies entspricht einer Zunahme der Investitionen um neun Prozent pro Jahr. Im Gegenzug würden Investitionen in fossile Energieträger bis 2030 um rund 30 Prozent sinken.

Und selbst wenn nur die bis anhin beschlossenen Klimaschutzrichtlinien (Stated Policies Scenario, STEPS) umgesetzt würden, bleibt «Green Energy» ein Multibillionenmarkt. In diesem Fall schätzt die IEA das Marktwachstum bei sauberen Umwelttechnologien auf drei Prozent jährlich und insgesamt 2,15 Billionen US-Dollar. Allerdings: Die Investitionen in fossile Energieträger würden dabei unverändert weitergehen. Die Folge wäre ein Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von schätzungsweise rund 2,5 Grad Celsius bis 2100.

Viel Potenzial bei Wärmepumpen

Wie gross der Investitionsbedarf konkret ist, zeigt sich unter anderem bei Wärmepumpen. Trotz starker Wachstumsraten mit elf und 13 Prozent in den vergangenen zwei Jahren sieht die IEA in diesem Segment viel brachliegendes Potenzial. Schliesslich werden noch immer hauptsächlich fossile Energieträger zum Beheizen von Gebäuden eingesetzt (43 Prozent Gas, 15 Prozent Erdöl, sechs Prozent Kohle). Sollten die energie- und klimabezogenen Verpflichtungen der Regierungen in den kommenden Jahren umgesetzt werden, dürfte sich der globale Absatz von Wärmepumpen von 96 Gigawatt im Jahre 2021 auf 319 Gigawatt bis 2030 mehr als verdreifachen. Die 96 Gigawatt entsprechen zirka den zehn Prozent weltweit eingesetzter Wärmepumpen im Jahr 2021.

Alles in allem bietet «Green Energy» für Anlegerinnen und Anleger als Megatrend in den kommenden Jahren viele Investmentchancen. Entscheidend ist, in diesem Wachstumsmarkt die richtigen Werte zu selektieren. Denn nicht jedes im Umwelttechnologiebereich tätiges Unternehmen beschreitet einen profitablen Wachstumsweg.

Dr. Gerhard Wagner ist Senior Portfolio Manager und Head of Sustainable Investments Equities im Asset Management der Zürcher Kantonalbank. Dr. Gerhard Wagner schloss sein Physikstudium an der Universität Konstanz ab, promovierte in Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) an der ETH Zürich und hält einen Chartered Financial Analyst (CFA). www.zkb.ch

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