Ethos veröffentlichte Ende Juni eine neue Methodik, die eine Bewertung der durch die Aktivitäten von kotierten Unternehmen verursachten Klimaerwärmung ermöglicht. Die Methodik berücksichtigt auch die Glaubwürdigkeit der Transitionspläne von Unternehmen und misst die Risiken, die der Klimawandel für ihre Aktivitäten mit sich bringt.

Während sich immer mehr Unternehmen verpflichten, ihre Netto-Treibhausgasemissionen zu reduzieren und damit zum Ziel des Pariser Abkommens beizutragen, ist es für Investierende wichtiger denn je, die Verlässlichkeit dieser Verpflichtungen messen zu können. In diesem Sinne hat Ethos eine neue Methodik entwickelt, welche die anerkanntesten Quellen der Klimawissenschaft mit den Best Practices der nachhaltigen Finanzwirtschaft verknüpft. 

Diese von unabhängigen akademischen Experten geprüfte Methodik ermöglicht es, die doppelte Wesentlichkeit der Klimaherausforderungen für Unternehmen zu analysieren. Dabei werden die Auswirkungen der Aktivitäten der Unternehmen auf das Klima durch die Vergabe eines Temperature-Scores sowie die Risiken, denen die Unternehmen aufgrund des Klimawandels ausgesetzt sind (Climate-Risk-Rating), bewertet.

Der Temperature-Score

Die erste Komponente der Ethos-Methode zielt darauf ab, die Ambitionen und die Glaubwürdigkeit der Transitionspläne der Unternehmen zu bewerten. Daraus resultiert für jedes analysierte Unternehmen ein Temperature-Score. Dieser, in Grad ausgedrückte, Wert spiegelt den Anstieg wider, der bis 2100 weltweit erreicht würde, wenn die gesamte Wirtschaft mit der gleichen Klimaleistung und der gleichen Glaubwürdigkeit wie das analysierte Unternehmen handeln würde.

Es gibt derzeit keinen international anerkannten Standard zur Messung der Temperatur von Unternehmen. Die Recherchen von Ethos haben gezeigt, dass die Ergebnisse je nach Daten, Methodologie und gewählten Annahmen signifikant variieren. Darüber hinaus haben die meisten der existierenden Methodologien eine Gemeinsamkeit: Sie gehen davon aus, dass die von den Unternehmen veröffentlichten Klimaziele erreicht werden. Die empirischen Daten zeigen jedoch, dass dies selten der Fall ist und dass die Mehrheit der Klimaziele bislang nicht erreicht wurde.

Ethos ist sich dieser Grenzen bewusst und hat einen Glaubwürdigkeitsfaktor entwickelt, mit dem die von den Unternehmen angegebenen Klimaziele angepasst werden. Die angepassten Emissionen werden dann mit dem sektoralen CO2-Budget des analysierten Unternehmens für den Zeitraum von 2010 bis 2050 verglichen, wodurch der Temperature-Score ermittelt wird. Letztendlich gilt: Je weniger glaubwürdig die Klimastrategie bewertet wird, desto höher ist der Temperature-Score (bei gleichem Ambitionsgrad der Klimaziele). 

Das Climate-Risk-Rating

Das Climate-Risk-Rating seinerseits bewertet den Grad der Exponierung eines Unternehmens gegenüber den negativen Folgen des Klimawandels, daher die Exponierung und Sensibilität gegenüber den drei wesentlichen Arten von Klimarisiken: physische Risiken, das CO2-bedingte finanzielle Risiko sowie Klimahaftungsrisiken.

Diese neue Methodik mit dem Titel Ethos «Climate Transition Ratings» bietet eine umfassende, realistische und glaubwürdige Momentaufnahme der Klimaauswirkungen von Unternehmen. Somit ist sie ein Mittel für institutionelle Investorinnen und Investoren, um die Ausrichtung ihrer Portfolios an den Klimazielen zu messen sowie die Exponierung ihrer Anlagen gegenüber Klimarisiken zu kontrollieren. Diese Methodik dient Investierenden ebenfalls als neues Instrument, um den Dialog mit Unternehmen über Klimafragen zu verstärken und zu entscheiden, ob sie bei einer Generalversammlung einer Klimaabstimmung zustimmen sollen oder nicht.

Schliesslich wird sie es den Investorinnen und Investoren ermöglichen, die verschiedenen Transparenz- und Berichterstattungsanforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klima zu erfüllen. Die durch Unternehmensaktivitäten verursachte Klimaerwärmung ist nämlich Bestandteil von Berichtsempfehlungen für institutionelle Investoren wie den Swiss Climate Score oder den Empfehlungen des Schweizerischen Pensionskassenverbands (ASIP).

Facts

Ethos, Schweizerische Stiftung für nachhaltige Entwicklung, schliesst 250 Pensionskassen und gemeinnützige Stiftungen zusammen. Sie wurde 1997 zur Förderung einer nachhaltigen Anlagetätigkeit gegründet und setzt sich für ein stabiles und gesundes Wirtschaftsumfeld ein, das die Interessen der Gesellschaft als Ganzes langfristig wahrt.

Zur Erreichung ihrer Ziele hat die Ethos Stiftung das Unternehmen Ethos Services gegründet. Dieses ist auf nachhaltige Anlagen (Socially Responsible Investment, SRI) spezialisiert und richtet sich vorrangig an institutionelle Investoren. Ethos Services ist im Besitz der Ethos Stiftung und 16 ihrer Mitglieder. Ethos Services beschäftigt mehr als 30 Mitarbeitende in den Büros in Genf (Hauptsitz) und Zürich.

Neben nachhaltigen Anlagefonds, Stimmrechtsempfehlungen und Nachhaltigkeits- und Klimaanalysen bietet Ethos Services den institutionellen Investoren auch die Möglichkeit, Mitglied bei den beiden Ethos Engagement Pools zu werden, welche mit Unternehmen im In- und im Ausland den Investoren-Dialog führen. Der Ethos Engagement Pool Schweiz hat 177 Mitglieder mit einem Gesamtvermögen von über CHF 340 Milliarden und der Ethos Engagement Pool International hat 109 Mitglieder, welche ein Gesamtvermögen von über CHF 275 Milliarden verwalten.

Raphaël Caregnato
Senior ESG Analyst

Théo Milliez
Senior ESG & Climate Analyst

 

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