Die Extremwetterphänomene der vergangenen Monate mit Flutkatastrophen und verheerenden Waldbränden haben das Thema Klimawandel noch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Die globale Erwärmung ist etwas, das nachhaltige Investoren seit Jahren beschäftigt, etwa wenn es darum geht, dass Unternehmen ihre Geschäftsmodelle an die durch den Klimawandel veränderten Bedingungen anpassen und nachhaltiger werden wollen. Doch das Thema beschränkt sich nicht nur auf Unternehmen. Staaten sind zwar unter ESG-Gesichtspunkten schwieriger zu beurteilen als Unternehmen. Doch es gibt durchaus Einflussmöglichkeiten.

Lange Zeit galten Staatsanleihen von Industrieländern als sichere Häfen. Die Staatsschuldenkrise in Europa hat allerdings gezeigt, dass selbst entwickelte Länder mit überdurchschnittlichen Nachhaltigkeitsbewertungen volatil sein können und Risiken für eine signifikante Spreadausweitung bestehen. Mehrere Studien belegen, dass dabei ein Zusammenhang zwischen Kreditrisiken und Mängeln bei Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten (ESG-Aspekten) besteht – bei Industriestaaten genauso wie bei Schwellen- und Entwicklungsländern.

Eine Satellitenaufnahme von Südamerika zeigt das Ausmass der Brandherde in Brasilien und in angrenzenden Staaten zwischen dem 15. und dem 22. August 2019.

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer ESG-Faktoren, die die volkswirtschaftliche Entwicklung beeinflussen können und die Folgen für die Performance von Staatsanleihen haben. Durch Korruption werden Staaten ineffektiver. Soziale Spannungen können auch durch Umweltschäden, etwa infolge der globalen Erwärmung, oder durch ein mangelhaftes Gesundheitssystem hervorgerufen werden und in Unruhen münden, die spürbare Auswirkungen für Investoren haben können. Und auch die Art und Weise, wie sich ein Land etwa vor Waldbränden schützt, ist für Investoren von Relevanz.

Durch den direkten Kontakt mit
Staaten können wir Veränderungen erreichen
Investoren stehen dabei allerdings vor zwei grundsätzlichen Problemen: Wie können sie sich ein möglichst genaues Bild über die Nachhaltigkeit von Staaten machen? Und wie können sie Einfluss nehmen und Staaten motivieren, ihre Nachhaltigkeitsbilanz zu verbessern? Beide Fragen haben die gleiche Antwort: durch Engagement. Denn nur im direkten Kontakt mit Staaten können wir die unzureichende Datenlage aufhellen und Veränderungen erreichen. Warum ist das so? Weil der Staat nicht in erster Linie den Investoren, sondern seinen Bürgern Rechenschaft schuldig ist. Und die verlangen nun einmal selten aktuelle und detaillierte Nachhaltigkeitsdaten.

Ein Beispiel für Engagement bei Staaten ist Brasilien: Seit Jair Bolsonaro im Januar 2019 das Amt des Staatspräsidenten übernommen hat, führte der Wechsel in vielen Bereichen auch zu einer neuen Politik. Wie weit sich diese negativ auf die Nachhaltigkeit auswirkte, war Fragestellung einer genaueren Analyse von Union Investment. Anlass für die Untersuchung waren die Waldbrände, die im Sommer und Herbst 2019 in Brasilien und in mehreren südamerikanischen Ländern ausbrachen und über Wochen für Schlagzeilen sorgten.

Hierzu nahm Union Investment Kontakt mit dem brasilianischen Bundesumweltamt IBAMA auf, das bereitwillig unseren umfänglichen Fragenkatalog beantwortete, aus dem auch unsere Erwartungshaltung klar hervorging. Trotz der ausführlichen und mit Zahlen untermauerten Antworten liess sich unter dem Strich allerdings keine ambitionierte und langfristig ausgelegte Waldschutzstrategie in Brasilien erkennen, sondern vielmehr die Tendenz, den Umweltschutz auf behördlicher Seite zu schwächen. Entsprechend steht zu befürchten, dass es in den kommenden Jahren zu einem noch stärkeren Verlust von Regenwald kommen könnte, und auch das Erreichen der CO2-Reduktionsziele rückt in weitere Ferne. Beide Risiken haben potenziell grossen Einfluss auf das Schuldenprofil Brasiliens und sollten in den Anlageentscheidungen reflektiert werden – und auch in den künftigen Gesprächen mit den brasilianischen Behörden wiederholt aufs Tapet gebracht werden, um eine Verbesserung zu bewirken.

Die traurige Wahrheit ist zwar: Der Amazonas brennt noch immer. Doch wir löschen weiter. Denn nur so können wir ans Ziel kommen.

Facts

Unternehmen: Als Teil der genossenschaftlichen Finanzgruppe VolksbankenRaiffeisenbanken bekennt sich Union Investment zu den genossenschaftlichen Werten und Grundsätzen der sozialen Verantwortung.

Betreutes Vermögen: Rund 425 Milliarden Euro (per 31.06.2021), davon 345 Milliarden Euro ESG-integriert, für die relevante ESG Faktoren analysiert und für die im Investmentprozess ESG Risiken und Chancen systematisch berücksichtigt werden. Hiervon werden von uns 74 Mrd. Euro nach umfassenden und expliziten Nachhaltigkeitskriterien bei den Anlageentscheidungen gemanagt.

Aktivitäten und Initiativen
Union Investment ist Mitglied und Unterstützer zahlreicher Initiativen, Kodizes und Veranstaltungen, wie zum Beispiel:

  • UN PRI (2010)
  • United Nations Global Compact (2013)
  • ICMA-Grundsätze für Green Bonds (2015)
  • Partner der Climate Bonds Initiative (2015)
  • UN PRI Montreal Pledge (2015)
  • Hauseigene Klimastrategie (2015)
  • Mitglied der Regierungskommission «Deutscher Corporate Governance Kodex» (2016)
  • Jährliche Nachhaltigkeitskonferenzen (seit 2011)

Corinna Moll
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