Geeignete staatliche Rahmenbedingungen sind eine wichtige Voraussetzung für die nachhaltige Entwicklung eines Landes.

Die Energiewende hat mit Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine und der damit verbundenen Strommangellage in Europa politisch an Relevanz gewonnen. Angesichts der Klimakrise wird ein Wandel weg von fossilen Energien hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung jedoch schon lange gefordert. Wie schnell wird die Energiewende voranschreiten? Und welche Voraussetzungen unterstützen eine nachhaltige Entwicklung in einem Land? Antworten auf diese Frage geben einerseits die Politik und die Ausgangslage eines jeden Staates. Andererseits wird ein wichtiger Grundstein durch die staatlich geschaffenen Rahmenbedingungen gelegt. Durch Regeln, Vorschriften und Anreize kann ein Staat massgeblich beeinflussen, ob und wie schnell ein Land einen nachhaltigen Entwicklungspfad einschlagen kann1. 

Staatliche Rahmenbedingungen sind essenziell 

Der Einfluss eines Staates reicht von der Bereitstellung institutioneller Rahmenbedingungen bis hin zu einer umfassenden Organisation von Gesellschaft und Wirtschaft. Als oberste Rechtsgrundlage definiert die Verfassung eines Staates die Grundrechte und die wichtigsten Ziele für das gesellschaftliche Leben seiner Bürger/innen: den Schutz von Leben, Freiheit und Rechten der Bevölkerung, die Gewährleistung von Sicherheit und den Schutz der territorialen Integrität, die Stärkung des Gemeinwohls, die Bereitstellung von Infrastruktur sowie die Förderung von Gleichberechtigung und Inklusion. Mit einer ganzheitlichen Perspektive auf Nachhaltigkeit können wir davon ausgehen, dass Staaten, die die oben erwähnten Aufgaben am besten erfüllen, die besten Voraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung bereitstellen2.

Das Inrate Country Rating stellt Good Governance in den Fokus

Auf diesem Grundsatz basiert auch Inrates Country Rating3. Das Rating bewertet mit starker Gewichtung  die Governance von Ländern, indem Indikatoren betrachtet werden, die für das Einhalten der Menschenrechte, für Demokratie, Regierungsführung und Rechtsstaatlichkeit, Korruption, Sicherheit und Stabilität, Readiness4 und die internationale Kooperation stehen (Abbildung 1). Weiter evaluiert das Rating den aktuellen Stand ausgewählter Umwelt- und Gesellschaftsindikatoren, die zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Der Fokus liegt dabei auf Aspekten, die ein Staat direkt beeinflussen kann, z. B. durch Gesetze oder politische Programme. Somit wird verhindert, dass sich äussere Umstände wie die Risikoexposition, die geografische Lage oder das Wohlstandsniveau auf die Bewertung auswirken. Ergänzend steht ein Set von Ausschlusskriterien zur Verfügung, um Staaten auszuschliessen, die minimale Anforderungen an die institutionellen Rahmenbedingungen nicht erfüllen. 

Basierend auf dem Inrate Country Rating können Investor/innen nachhaltige Investitionsentscheide für Staatsanleihen fällen.

Korruption schwächt Voraussetzungen für nachhaltige Entwicklung

Unethische Verhaltensweisen zählen zu den grössten Hindernissen für politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Durch Korruption werden öffentliche Gelder, mit denen nachhaltige Entwicklung gefördert werden könnte, für private Interessen verschwendet5. Entsprechend haben Staaten mit hoher Korruption schlechtere Voraussetzungen, um konkrete Massnahmen für eine nachhaltige Entwicklung einzuführen und damit Wirkung zu erzeugen – z. B. die Umsetzung der Energiewende oder die Förderung der Gleichstellung. Zu den staatlichen Aufgaben gehört es daher, Korruption zu regulieren und bei Bedarf Massnahmen zur Korruptionsbekämpfung einzuführen. Gemessen wird Korruption mittels Corruption Perceptions Index (CPI)6 von Transparency International, welcher das wahrgenommene Korruptionsniveau eines Staates widerspiegelt (Abbildung 2). Der CPI stützt sich auf 13 Datenquellen von zwölf unabhängigen Institutionen, die auf die Analyse von Regierungsführung und Geschäftsklima spezialisiert sind. 

Nachhaltigkeit bei Staaten fördert die Resilienz

Wie bei der Korruption sind Staaten auch bei allen weiteren Governance-Aspekten gefordert, um gute Voraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung zu schaffen. Denn für Staaten bedeutet Nachhaltigkeit, Resilienz für Krisen aufzubauen, eine Entwicklung auf Kosten künftiger Generationen zu vermeiden, internationale Vereinbarungen umzusetzen und individuelle sowie kollektive Rechte zu fördern. Letztendlich kann man davon ausgehen, dass Staaten mit einer guten Governance besser in der Lage sind, die Energiewende zu bewältigen.

  • 1 Inrate 2023: Inrate’s ESG Impact Methodology for Sovereign Bonds.
  • 2 Inrate 2012: «States need appropriate frameworks to foster sustainability». Inrate Sustainability Matters.
  • 3 Das Country Rating ist Teil des ESG Sovereign Rating, zu dem auch das Subnational Rating gehört.
  • 4 Readiness: Voraussetzungen der Governance, um Klimaanpassungsmassnahmen zu treffen.
  • 5 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2023: Korruption hemmt Entwicklung.
  • 6 Transparency International: Corruption Perceptions Index.

Facts

Inrate ist eine unabhängige Schweizer Nachhaltigkeits-Ratingagentur. Mit fundiertem Wissen im Nachhaltigkeitsresearch ermöglicht Inrate Investor/innen, innovative Nachhaltigkeitslösungen zu entwickeln und umzusetzen.

Das Inrate ESG Sovereign Rating, bestehend aus dem Country Rating und dem Subnational Rating, dient der Bewertung der Nachhaltigkeit von öffentlichen Anleihen mit oder ohne Ausschlusskriterien. Das Country Rating umfasst über 190 Staaten und das Subnational Rating über 40 subnationale Gebietskörperschaften.

Weitere Dienstleistungen 

  • ESG Impact Rating von Unternehmen
  • Green und Social Bonds
  • Klimadaten
  • SDG-Impact-Rating
  • Compliance-Daten zu SFDR, BMR und EU-Taxonomie
  • Active Ownership (Engagement & Proxy Voting)

Judith Reutimann
Co-Head of Research

Nora Schmidlin
Sustainability Researcher

Inrate AG – Sustainable Investment Solutions
Binzstrasse 23
8045 Zürich
+41 58 344 00 00
info@inrate.com
www.inrate.com