Die Agenda 2030 der UNO-Generalversammlung aus dem Jahr 2015 wie auch das aus dem gleichen Jahr stammende Abkommen der Klimakonferenz in Paris hinsichtlich Reduktion der Treibhausgasemissionen zielten auf eine global positive Wirkung in der Realwirtschaft ab. Das heisst, dass nachhaltiges Wirtschaften über veränderte Geschäftsmodelle sichergestellt sein muss.

Als Mittel zum Zweck ist auch die Finanzwirtschaft angesprochen, indem Finanzflüsse auf eine treibhausgasarme Entwicklung und eine Verbesserung der Anpassungsfähigkeit an ein verändertes Klima ausgerichtet werden sollen.

Wichtiger Anfang

Die Finanzinstitutionen haben den Ball mit der Berücksichtigung der Nachhaltigkeit im Anlagegeschäft aufgenommen. Hierbei wurde der Fokus vor allem auf ESG-Ratings und das Vermeiden von Nachhaltigkeitsrisiken gesetzt. Das ist ein wichtiger Anfang, um die Mess- und Vergleichbarkeit, aber auch die Diskussion rund um die Nachhaltigkeit zu fördern. Aber erzielt das bereits die von der Agenda 2030 beabsichtigte Wirkung? Vermeidung von bestimmten Anlagen durch einzelne Marktplayer führt nicht zwangsläufig dazu, dass auf globaler Ebene eine Transformation in nachhaltigeres Wirtschaften stattfindet. Und genau das muss passieren, wenn es um die Welt als Ganzes geht.

Transparente Dokumentation

Wie kann festgestellt werden, ob sich Geschäftsmodelle tatsächlich in dieser Richtung entwickeln? Die EU, diverse Länder und Interessengemeinschaften haben Initiativen und Regelwerke entwickelt. Es handelt sich um verbindliche Klassifizierungssysteme für ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten (wie die EU-Taxonomie) oder Prinzipien für nachhaltiges Anlegen im Finanzsektor, die eine klare Ausrichtung an Nachhaltigkeitszielen fordern. Ein wichtiger Schritt bei der Umsetzung von Initiativen ist die transparente Dokumentation, daher werden auch Vorgaben zur Berichterstattung über nachhaltiges Wirtschaften entwickelt.

Schweizer Unternehmen haben in erster Linie die inländischen Vorgaben zu beachten. Es sind dies die Regeln des Obligationenrechts zur nichtfinanziellen Berichterstattung, Transparenz bei Rohstoffunternehmen und Governance-Themen wie auch Vorgaben der Finanzmarktaufsicht, Schweizer Börse SIX Exchange und der Schweizerischen Bankiervereinigung. Durch die globale Verknüpfung der Wirtschaftswelt fallen die Akteure aber auch hierzulande relativ rasch unter internationale Vorschriften.

Potenzial auschöpfen

Wesentlich erscheint das Grundverständnis, dass Sustainable Finance mehr als nur das Anlagegeschäft umfasst. Gerade auch Finanzierungen haben einen direkten Einfluss auf die Transformation der Realwirtschaft, indem zukunftsträchtige Vorhaben und Geschäftsmodelle gezielt gefördert werden. 

Um das Potenzial des nachhaltigen Anlage- und Finanzierungsgeschäfts ausschöpfen zu können, braucht es das Zusammenspiel von Finanz- und Realwirtschaft wie auch zielgerichtete Rahmenbedingungen seitens Politik. An der ZHAW erarbeiten wir über unsere Studien, Forschungsarbeiten und Fachbeiträge fundierte Diskussionsgrundlagen hierzu und prägen dadurch die Entwicklung mit. 

Autorin:

Prof. Dr. Gabriela Nagel-Jungo leitet das Institut für Financial Management an der ZHAW School of Management and Law. Das Institut lehrt, forscht und erbringt Dienstleistungen für die Praxis in den Schwerpunkten Accounting, Corporate Performance Management, Corporate Finance und Sustainable Financing. www.zhaw.ch/ifi

Illustrationsbild: © adobestock / narawit